Wenn aus der Trennung von Arbeit und Privatleben Eins wird

Eines der meist diskutierten Personalentwicklungsthemen war lange die Work-Life-Balance, die Herstellung eines Gleichgewichts zwischen Arbeit und Privatem. Wie genau diese strikte Trennung der beiden Seiten aussieht, liegt im Ermessen des Individuums und ist abhängig von Alter, Familienstand und grundlegenden Lebensansichten. Doch dieses Modell ist gescheitert. Immer mehr Arbeitnehmer checken ihre Mails in der Freizeit, nutzen ihr Diensthandy im Urlaub und nehmen sich Arbeit mit nach Hause, da man mittags noch einen (privaten) Termin hatte. Das Nachfolgermodell lautet: Work-Life-Blending.

Entscheidend für einen digitalen Wandel ist der Kulturwandel, sprich die Verankerung des Digital Leaderships in der Unternehmenskultur. Für den Vorstand und die Unternehmensleitung bedeutet das top-down Impulse aber auch Freiräume zu geben, um sich mit den neuen Instrumenten und IT-Strukturen auseinandersetzen zu können. Die bottom-up gemachten Erfahrungen sind dann Auslöser eines Kulturwandels. Voraussetzung ist immer ein gemeinsames Verständnis der neuen Führungsstrukturen und –prozesse, die es zuvor klar zu formulieren gilt, sowie ein, dem digitalen Wandel angepasstes Talentmanagement.

Immer mehr Arbeitgeber und auch Arbeitnehmer legen Wert auf Mobilität und Flexibilität. Die zunehmende Verschmelzung von Arbeit und Freizeit ist durch neue Arbeitszeitmodelle und digitale Technologien möglich, durch welche man jederzeit, von überall aus arbeiten kann. Immer mehr Arbeitnehmer sehen ihre Arbeit nicht mehr als reine Geldquelle, sondern als festen Bestandteil ihres Lebens. Wer Spaß und Freude bei der Arbeit hat, der erfährt auch hier seine Selbstverwirklichung. Arbeitnehmer sind deshalb zunehmend bereit, in ihrer Freizeit zu arbeiten, wenn sie im Gegenzug vom Arbeitgeber das Go bekommen, private Dinge während ihrer Arbeitszeit zu erledigen.

Das Work-Life-Blending birgt jedoch gewisse Risiken:
  • Keinen Feierabend mehr, aufgrund fehlender, fester Arbeitszeiten
  • Gefahr, sich selbst auszubeuten
  • Selbstbestimmung und –organisation kann eine Belastung darstellen
  • Keine Möglichkeit, sich gedanklich von der Arbeit zu lösen
  • Risiko, private Beziehungen zu vernachlässigen und sich ausschließlich „Freunde“ am Arbeitsplatz suchen
  • Der Job wird zum wichtigsten Lebensinhalt – eine Kündigung stellt das Ende dar
Die Verschmelzung von Arbeit und Freizeit ist dennoch kaum noch aufzuhalten und das auch aus guten Gründen:
  • Höhere Motivation aufgrund von Selbstbestimmung
  • Kein Absitzen von Arbeitszeit, sondern sie in Produktivitätsphasen effektiv nutzen
  • Flexibles und freies Arbeiten
  • Kein Urlaubnehmen für private Termine etc.
  • Gute Vereinbarung von Familie und Beruf
  • Qualität anstatt Quantität
Autor: Ralf Juhre
Ralf Juhre ist leidenschaftlicher Verhaltenstrainer, Berater, Coach und anerkannter Experte für Führungskräfte- und Organisationsentwicklung. Potenzialentfaltung, Querdenken und Horizonterweiterung sind bei ihm Programm. Seit fast 30 Jahren ist er im In- und Ausland unterwegs, um destruktive Verhaltensweisen und mentale Blockaden in Organisationen aufzudecken sowie Veränderungsprozesse erfolgreich zu initiieren und zu begleiten. Mit Gründung der ingenior training & consulting GmbH entstand ein Systemhaus, das auf Führungskräfte- und Organisationsentwicklung sowie Sozialkompetenztraining für Ingenieure und Techniker spezialisiert ist. Ralf Juhre ist zudem Autor zahlreicher Fachbücher für Führungskräfte und Manager.

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